Jagdkalender, Verzeichnis aller beim Jagdbetrieb im Laufe des Jahres anfallenden Arbeiten.

Jagdkalender nach Carl Adam Heinrich von Bose, 1810

Januar: Man kann, weil die Wölfe zum Anfange dieses Monats zu Ranzen anfangen, Wolfsjagden anstellen, und die Wolfsgruben, vorallem bey kaltem Wetter, in guten Stand setzen und erhalten; alle Raubtheire, als Fischotter, Füchse, Marder, wilde Katzen, Iltisse etc., deren Bälge jetzt gut sind, bey frischem Schnee ausspüren, und ihre Vertilgung, ehe ihre Fortpflanzungszeit mit dem Frühlinge herbey kommt, möglichst betreiben. Auch kann man sich in diesem Monate noch mit der Haasenjagd beschäftigen, welches aber der letzte Monat dieser Jagd seyn muß, weil sie im folgenden Monate schon zu rammeln anfangen. Das große Wildpret muß man an solchen Orten im Walde, wo die Sonne hinscheinet, mit Heufüttern, wo nicht viel Heu übrig ist, für die Rehe Aspen fällen, und für die Haasen Birkenreiß zu ihrer Nahrung abhauen, auch an bequeme Orte Fütterung für die wilden Schweine schütten. Auch muß man jetzt die Fasanen in ihren Gehegen füttern, weil sie außerdem wenig finden. Man stelle nun auch die Heerde für Krammetsvögel und Leimruthen für die Meisen, nicht weniger Schlagwände für Finken, die auf die Miststätten fallen, welche um die jetzige Zeit gefangen, bessere Schläger werden, als die, so ma im Frühjahre, Sommer und Herbste fängt. Die Rebhüner fängt man jetzt mit der Schneehaube auf der Saat, wo sie am meisten liegen, und den Schnee davon wegzuscharren suchen. Man muß die Hundeställe durch häufig eingestreutes und vorgesetztes Stroh warm erhalten, auch die Hunde bey gutem Wetter um die Mittagszeit heraus in den Zwinger lassen. Endlich aber das zu hölzernen Jagdgeräthen nöthige Holz in diesem Monat in Vorrath anschaffen.

Februar: In diesem Monathe fährt man fort, bey anhaltender Kälte das Rothwildpret mit Heu, die Schweine mit Eicheln und wilden Obste, und die Rehe mit Haferstroh zu füttern. Den Wölfen kann man bei frischem Schnee der Spur nachgehen, auch mit Vertilgung der übrigen Raubthiere fleißig fortfahren, weil nun ihre Ranz- und Rollzeit eintritt, die Haasenjagd dagegen stelle man ein, weil ihre Rammelzeit anfängt. Auch fange man die Raubvögel so viel möglich weg, ehe sie sich zu begatten anfangen. Auf dem Schnee kann man noch, solange sich die Rebhühner noch nicht paaren, mit dem Fange in der Schneehaube fortfahren, auch kleine Vögel, bis ihrer Begattungszeit, noch ferner fangen, dann aber muß man allen Fang nutzbarer Vögel einstellen. Endlich aber alle im Januar angefangenen, und noch nötige Geschäfte fortsetzen. In diesem Monate kann man auch, bey eingefallenen Schnee, Finken, Gimpel und Kernbeißer, deren Wiederstrich bei gutem Wetter anfängt, auf den Finkenheerde in Menge fangen.

März: In diesem Monate rammeln die Haasen schon völlig, und werden, da auch die Jagdzeit aufgehöret, nicht mehr geschossen. Und ob schon Oster-Haasen zu schießen erlaubt ist, so wird doch kein auf sein Revier haltender Jäger Gebrauch von dieser Erlaubnis machen, denn mit jeder geschossenen Häsin bringe er sich um 12 bis 15 Junge, die sie in diesem Jahre außerdem noch setzen würde, und die Rammler sind um diese Zeit ein elendes Gericht. In diesem Monate gehet die Falzzeit der Auer-, Birk- und Haselhühner an, von der ein fleißiger Jäger gehörigen Gebrauch macht. Jetzt kann man auch wilde Enten, jedoch der anfangen Begattungszeithalber, bloß Entvögel schießen; beste fleißiger auf die wilden Gänse, Trappen, Kraniche, Störche, Rohrdommeln ect. welche jetzt ihren Wiederzug halten, Jagd machen. Vorzüglich kann man jetzt die Schnepfenjagd bei deren Wiederstriche betreiben, so wie man auch die wilden Tauben in diesem Monate häufig findet. Auch kann man Lerchen auf Lerchenheerden und mit dem Spiegel, ingleichen andere kleine Vögel auf ihrem Rückzüge fangen. Jetzt ist es auch Zeit, das, zu den Bastdohnen nötige, Lindenbast einzusammeln, wie nicht weniger die abgeworfenen Hirschstangen zu suchen.

April: In diesem Monate muß man das in den Thiergärten eingeschlossene Wildpret annoch füttern, wenn das Laub ausschlägt, die Sulzen und Salzlecken wieder von neuem anrichten. Auch fährt man fort, die Falze der Auer-, Birk- und Haselhühner zu benutzen. Jatzt kann man auch Finken und Gereuthlerchen auf dem Striche fangen, auch allerlei Lockvögel zum künftigen Herbste einfangen und in die Bauer setzen, und zum Ende dieses Monats junge Amseln und andere Sangvögel zu künftigen Lockvögel aus dem Neste nehmen.

Mai: In diesem Monate fängt man die Leithundsarbeit und die Behängen an, fährt auch fort, die Salzlecken zu erneuern. Man suchet die jungen Füchse und andere junge Raubthiere, so wol, als sie Nester der Raubvögel, so viel als möglich zu vertilgen, auch schießt man die zahmen Katzen, die um diese Zeit in die Felder gehen. Vögel aller Art bleiben jetzt von Nachstellungen verschont, doch kann man die Wachtelhähne, deren ohnehin zu viele sind, wegfangen. Auch muß man anfangen die Raubvögel, die man auf bevorstehenden Herbst zur Beize brauchen will, ausmausen zu lassen. Man kann auch junge Vögel, die man zur Locke, oder sonst in Käfigen halten will, ausnehmen. Auch kann man alte Vögel, die man zum Gesange haben will, in der Nähe ihrer Neste, mit Leimspindeln und Schlagbauern fangen, worein man das Nest mit den Jungen setzet.

Juni: In diesem Monate nimmt die hohe Jagd ihren Anfang. Man fährt fort, Wachtelhähne zu fangen. Besonders muß man die Jagd der wilden Gänse und Enten zu betreiben anfangen, junge wilde Tauben ausnehmen, die Käuzchen zum Vogelfange ausnehmen und den Alten nur ein einziges Junges im Neste lassen, so verändern sie es nicht. Auch nimmt man nun junge Droßeln, Amseln ect. zu Lockvögeln auf dem Heerde aus den Nestern. Jetzt ist auch der Nachtigallenfang am meisten zu betreiben. Auch kann man den Staarenfang, den Fang der Meißen mit den Kloben und überhaupt den Vogelfang mit Leimruthen zu betreiben, anfangen; den zahmen und den wilden Katzen muß man fleißig nachstellen, und die Vogelheerde und Dohnenstriche in Stand zu setzen anfangen.

Juli: In diesem Monate kann man weiter nichts vornehmen, als in den Arbeiten und Geschäften des vorigen Monats fortfahren und vorzüglich die Nester der Raubvögel zu zerstören sich bemühen.

August: In diesem Monate ist vorzügliche Hirschfeistzeit, und dahei die Hirschjagd mit möglichstem Fleiße zu betreiben, auch nehmen die Parforcejagden ihren Anfang. Das Schweinwildpret ist jetzt noch nicht gut, sowenig als die Haasen und Rehe. Jetzt fängt man an, das wilde Obst zu den Kirrungen und Fütterungen einzusammeln. Der Strich der wilden Tauben, und mit ihm zugleich die Jagd derselben, fängt nunmehro an. Man fängt nun an, die Teiche fleißig zu untersuchen und die Reiher, die sich diese Zeit einfinden, zu schießen; Wachteln zu tyranßiren, und den Fang der Gereuthlerche und anderer kleiner Vögel, deren Strich jetzt angehet, auf dem Finkenheerde und dem Gesprenkel zu betreiben.

September: In diesem Monate ziehet sich das Rothwildpret aus den Feldhölzern in die Wälder, und das Hirschbrunftschießen gehet an. Jetzt werden die Dachse feist und ihr Fang zu betreiben angefangen. Die Mittel- und Niederjagd fängt nunmehro an, doch tut man wohl, sie in diesem Monate nun mäßig zu betreiben. Um die Mitte dieses Monats fängt der Vogelfang in Dohnen und auf den Heerde, und zu Ende des Monats der Lerchenstrich an.

Oktober: Dieser Monat ist der Hauptmonat des niederen Weidwerks, den Vogelfang und die Mitteljagd. Jetzt betreibt man die Schweins-, Reh- und Haasenjagden, mit dem größten Eifer, schießt und fängt Schnepfen, die jetzt ihren Strich haben, schießt und fängt Rebhühner mit dem Treibezeuge, der Vogelfang in Dohnen und auf Heerden, sowie dem Lerchenfang mit Tag- und Nachtnetzen, ist auch jetzt im vollen Schwange.

November: In diesem Monate fährt man mit den Geschäften des vorigen fort, solange die Witterung solche erlaubet. Der Lerchenfang, insolchen der Volgelfang in Dohnen, sowie alle Fang der kleinen Vögel, deren Strich nunmehr beendet ist, höret auf.

Dezember: In diesem Monate wird zum Teil mit den Geschäften des Novembers fortgefahren, doch so, das die Schweins- und Rehjagd nunmehro füglich unterlassen werden kann, weil die Brunft bei ersteren nunmehro vollbracht ist, bei letzteren aber ihren Anfang nimmt, theils fängt man bei eintretenem Schnee- und hartem Winterwetter an, die im Januar angezeigten Geschäfte zu betreiben. In allen Monaten und durch das ganze Jahr lasse sich jeder Weidmann die Ausrottung der Raubthiere nach allen seinen Kräften und Vermögen empfohlen seyn.

Jahreszeiten im Jagdjahr

Der 15-minütige Film zeigt, welche Aufgaben sich dem Jäger in seinem Revier im Laufe eines Jagdjahres stellen. Der Film, produziert von der Bezirksgruppe Oberfranken zusammen mit dem TV Oberfranken, spannt einen Bogen von der Hasenzählung im Frühjahr bis zur Drückjagd auf Schwarzwild im Spätherbst.

Online abrufbar auf der Seite des BJV