Die Waidmannssprache, auch Weidmannssprache oder Jagdkunstsprache, Jägerkunstsprache, Jägersprache, Jagdterminologie genannt.

Strenggenommen handelt es sich dabei nicht um eine Sprache sondern um eine Fachterminologie. Da nur Begriffe spezielle verwendet werden, die Grammatik jedoch aus der allgemein üblichen Sprache Verwendung findet.

Ursprünglich Fachsprache der Berufsjäger, die sich vom Hochmittelalter bis zur Gegenwart zuerst nur mündlich, später auch schriftlich übermittelt hat. Siehe hierzu auch Weidespruch.

1494 finden wir in einem Vers von Sebastian Brant in dessen “Narrenschiff” durch einen Zweizeiler, die erste schriftliche Erwähnung einer Fachsprache unter Jäger. Bei Johann Helias Meichßner (1538) finden wir erstmalig eine Aufzählung von Wörtern und deren Bedeutung, die die Jäger verwenden.

Das erste selbständig im Druck erschienene Wörterbuch der deutschen Jägersprache stammt aus dem Jahr 1759. Geschrieben wurde es von Johann August Großkopf.

Die heute Verwendeten Begriffe und deren Bedeutungen innerhalb der Waidmannssprache wurde 1936 in Walter Freverts Werk “Das jagdliche Brauchtum” festgelegt. Hauptsächlich vereinheitlichte Frevert regionale Unterschiede und tradierte nur einen kleinen Teil der Begriffe.

Die Waidmannssprache unterliegt trotz ihrer Tradition einer ständigen Erweiterung bzw. Veränderung.

Sie legt entweder gemeinsprachlich üblichen Begriffen eine andere Bedeutung zu oder verwendet neue, zumeist bildhafte Begriffe. dies führt auch zu der Theorie die Waidmannssprache geht ursprünglich auf den Aberglauben zurück, das man glaubte, allzu klare Worte und Absichten würden den Wald und das Wild vorwarnen, weshalb man sich höchstens mit Hilfe von Ersatzworten verständigte.

Monika Reiterer (2001) definiert die Waidmansssprache als Fachsprache und weist weitere Beschreibungen wie “Fachdiaklekt” (Hespeler, 1990), “Standessprache” (Frevert) und “Kunstsprache” (Raesfeld) zurück.

“Die Jägersprache (und zwar nicht nur die deutsche) ist eine Fachsprache, eine “langue de spécialité” mit zeitlich und regional unterschiedlich häufigen Einflüssen von Mundarten (=Dialekten) und mit fließenden Übergängen zur jeweils gültigen Stadard- bzw. Gemeinsprache”.

Georg Ludwig Hartig bemerkt in der Einleitung seiner 1809 erschienenen “Anleitung zur Forst- und Waidmannssprache”: Jede Wissenschaft, jede Kunst, selbst jedes Handwerk hat eigene Ausdrücke, um Werkzeuge, oder Handlungen, oder sonst Gegenstände auf eine kurze Art zu bezeichnen. – Man nennt siese besonderen Wörter und Redensarten, die ohne Erklärung nicht verstanden werden können, Künstwörter. – Wer also eine Wissenschaft oder Kunst erlernen will, muss sich diese Kunstwörter oder Kunstsprache bekannt machen und sprechen, ob sie ihm gleich sonderbar oder wohl gar lächerlich vorkommt. Ohne Kenntnis dieser Wörter und Redensarten würde man die Sprache der Kunstverwandten nicht verstehen, und ohne sie zu sprechen würde man niemals für einen Kunstverwandten gehalten werden.

Hannes Kollar führt dazu aus: Und die Weidmänner sprechen diese Sprache nicht, um vielleicht von Nichtjägern nicht verstanden zu werden oder gar, um sich von diesen abzuheben. Vielmehr können mittels Jägersprache mit wenigen Worten sehr präzise Angaben gemacht werden.

Ein Beispiel: “Der reife, noch rote Eissprossenzehner zog orgelnd am Wechsel in den Einstand.” Gäbe es keine Jägersprache, müsste der Jäger statt dieses kurzen Satzes folgende Erklärung abgeben: “Der etwa zehn- bis zwölfjährige Hirsch, der noch das rote Sommerfell trug und ein Geweih mit zehn Zacken hatte – das Geweih hatte noch die Besonderheit, nach den jeweils untersten Zacken zwei verkümmerte Zacken zu haben – ging langsam, immer wieder kräftige Brunftlaute von sich gebend, auf dem Steig, den das Rotwild seit eh und je benutzt, in jenen Waldteil, den der Hirsch jetzt in der Brunftzeit als bevorzugten Tagesaufenthaltsort ausgesucht hat.”[1]

Nichtjägern gegenüber verwendet der Jäger die Waidmannssprache nicht, aus Höflichkeit und um Verständnisprobleme zu vermeiden.

Einige Begriffe aus der Waidmannssprache sind in Redewendungen und Sprichwörtern zu finden.

Krünitz verwendt den Begriff Waidmannssprache nicht, bei ihm findet man unter Jägersprache: “Uebrigens haben die Jäger ihre eigene und besondere Kunstsprache, welche daher die Jägersprache, oder die Jagdterminologie genannt wird. Man hat, aus Pedanterey, Dingen, welche schon bestimmte Nahmen haben, andere gegeben, nur um den hirschgerechten Jäger, wie den Handwerksburschen durch den Gruß, zu erkennen.” Bei einigen Begrifferklärungen verwendet er (z. B. Bär; Band 3, S. 431) die Formulierung “weidemännische Redensart”.

Weitere Informationen

  • Expertenrunde Wobbler.tv
  • Wildes Wissen – Jägersprache (abgerufen am 13.05.2016)
  • Wildes Wissen – Waidmannssprache A (abgerufen am 13.06.2016)
  • Wildes Wissen – Waidmannssprache Fuchs (abgerufen am 13.06.2016)
  • Wildes Wissen – Waidmannssprache Jagdhunde (abgerufen am 13.05.2016)
  • Wildes Wissen – Waidmannssprache Rotwild (abgerufen am 13.05.2016)
  • Wildes Wissen – Waidmannssprache Schwarzwild (abgerufen am 13.05.2016)

Einzelnachweise

  1.  Hannes Kollar – Jäger haben eine eigene Sprache. Website “Steirische Berichte”. Abgerufen am 30. April 2012.